Die Brachial Romantische Haus Apotheke
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SONETTE

SONETT I

Johannes saß samt R. vor seinem Becher
Draußen rauchten friedlich die Ruinen
Die Muse ging ihm pampelnd um die Eier:
Los, schreib, sonst ruf ich meine Kumpelinen!

Viel Weib, viel Ehr, sprach Hannes mit dem R.
Und justament wuchs ihm im Schritt der Macher
„Auferstanden“ dichtete er los
Und erntete sogleich den ersten Lacher

Bravo, rief die Muse, weiter so! –
„Aus Ruinen“ fuhr der Dichter fort
Phhh, rief sie und ging pikiert aufs Klo

Nun war guter Rat beim Urinieren
R. Becher kämpfte wacker mit dem Wort
Ihm schwante schon, er würde wohl verlieren


SONETT II

Bertolt Brecht und die Helene Weigel
Bewaffnen sich mit Frau Carrars Gewehren
Das kommt daher, er mag sie nicht und sie
Will ihn inzwischen auch nicht mehr verehren

Denn die Ehe ist ein ew’ges Schlachtfeld
Da fließen bächeweise Blut und Schweiß
Und Tränen, dass man denkt, es sei gespielt
Doch wer spielt schon mit solch enormem Fleiß?

Berte Brecht verschanzt sich im B.E.
Versucht die Kaltmamsell zu penetrieren
Schmiere steht Ernst Busch als Galilei

Couragiert verweigelt sich die Mürze
Will ihm höchstens Frühstücksbemmen schmieren
Zur Strafe kotzt ihr Berte in die Schürze


SONETT III

Wojtyla, der Stellvertreter Gottes
Jettet mit dem Jet des Vatikan
Nach Sankt Pauli an der Unterelbe
Und mustert kennerhaft die Landebahn

Keiner sagt ihm, wo er sich befindet
In seinem weißen Stellvertreterfrack
Kniet der Pope auf die Piste nieder
Und erkennt sie locker am Geschmack

Wojtyla hat wieder mal gewonnen
Dies behagt ihm sichtlich, denn er kann sich
So in seinem Heil’genscheine sonnen

Alle drängen fragend nach dem Trick
Da lächelt Gottes Knecht nur ranzig
Und nach oben wendet sich sein Blick


SONETT IV

Hanns Eisler war ein Leipziger in Wien
Schönbergs bester Zwölftonsetzerschüler
Im Kino sah der kleine Hanns den großen
Blonden Albers-Hans, den Volksschauspieler

Der in Canitoga Wasser staute
„Good bye, Johnny“ sang und Wodka soff
Was dem kleinen Hanns sehr imponierte
Und später Anlass gab zu Zoff

Als er das nationale Hymen schuf
Sang die Muse leise „Good bye, Johnny“
Und er folgte ihrem Unkenruf

Jedoch die Tandajeme floss nicht schlecht
Mal als Holzgeld, mal als hartes Money
Und beim Versaufen half ihm Bertolt Brecht


SONETT V

Christa war ein Wolf, jedoch kein Störfall
Sie war lieb und hatte gar studiert
Das gab ihr dieses ungewisse Etwas
Drum hätte Gerry Wolff sie gern verführt

Das konnte Markus Wolf grad so verhindern
Auch Wolf Kaiser warf er auf die Matte
Und Wolf Biermann schickte er nach Köln
Dann aber wuchs ihm selber eine Latte

Er steigt zu der Autorin in die Küche:
Christel, sieh nur, mein gesteifter Pimmel!
Doch Christa T Punkt mimt die Nachdenkliche

Draufhin wird der Geheimdienstchef zur Sau:
Da schützt man euch, halbiert euch gar den Himmel
Und kriegt als Dank am Ende keine Frau


SONETT VI

Louis Fürnberg saß in seiner Buchte
Draußen lief ein Maiumzug vorbei
Mit Wimpeln, Fahnen und mit Transparenten
Drauf abgebildet war der neuste Schrei

Nämlich eine Hand, die eine andre
Hand beim Händchenhalten unterstützt
Beziehungsweise tätschelt oder wäscht
Und dabei als Alibi missnützt

Die Drückerhand war die der KPD
Man sah es an den abgebissnen Nägeln
Die andre war die Hand der SPD

Händchen hielten somit Herr und Knecht
Fürnberg ging zum Nationalpreiskegeln
Und reimte: Die Partei hat immer recht!


SONETT VII

Die besoffne Nachtigal war blau
Hing schlaff im sonnengelben Ginster
Erwin gab sich aus als Wundertäter
Soll ich dir beim Kotzen helfen? grinst er

Das könnte dir so passen, lallt der Vogel
Wenn ich was alleine kann, dann reihern!
Erwin ging beleidigt in den Laden
Wo Ole Bienkopp stand mit dicken Eiern

Der eigentlich damit zu Eva wollte
Die aber mit Heinz Adamek pousierte
Was Erwin wiederum nicht wissen sollte

So hat jeder seinen Braten in der Röhre
Nachdem er ihn gewissenhaft panierte
Nur manchmal schmeckt er eben doch nach Möhre


SONETT VIII

Heiner Müller rauchte Brechts Zigarren
Und knüppelte Franziska Linkerhand
Wobei er rechterhand zugleich ein Stück schrieb
Und unter seiner Whiskydusche stand

Während auf dem Bau die Bauern
Den Auftrag erhielten, Zement zu chauffiern
Sie sollten mit Traktor und Hamletmaschine
Die Wolokolamsker Chaussee betoniern

Heiner lässt sich gerne einen blasen
Franziska Linkerhand bemüht sich leidlich
Das freut den Meister über alle Maßen

Er hätte sonst mit eigner rechter Hand
Sich selbst bemühen müssen, obwohl zeitlich
Er sich grad im Dichterstress befand


SONETT IX

Die Toten bleiben jung, nur Anna Seghers
Wurde mit den Jahren immer älter
Ihr Plisseegesicht ward von Partei-
tag zu Parteitag fahl und fälter

Sie beneidete die jungen Toten
Und schrieb für sie erbauliche Romane
Doch die Zombies hassten ihre Kombis
Und wollten nur Banananas mit Sahne

Da ging die Anna oft allein spazieren
Wiegte sich in tiefen Depressionen
Und fing heimlich an zu komponieren

Sie schrieb ein Tonstück ohne Charme und Schmiss
Nach völlig ausgenudelten Schablonen
Das siebte Kreuz nur hob das H zum His


SONETT X

Willy Sitte war ein geiler Bock
Er lederte Modelle auf der Stelle
Griff zum Stift und machte seine Latte
Zur knüppelharten künstlerischen Elle

Die Frauen liebten seinen strammen Pinsel
Und den locker hingerotzten Strich
Seine Staffeleier warn die größten
Und schon ungerahmt gewaltiglich

Mit jedem Auftrag wurde er noch besser
Er malte das gesamte Land in Öl
Samt Mensch und Tier und jeglichem Gewässer

Einschließlich jedem Arsch und jeder Titte
Und holzte gegen kritisches Genöl:
Tut mir leid, das ist bei mir so Sitte!


SONETT XV

Frank Schöbel war der Schwarm vom 8. März
Da war Gold in ihren grauen Augen
Wenn Fränkie-Boy die Schnalze rupsen ließ
Begann sie feucht am Daumenpaar zu saugen

Wie ein Stern in einer Nachtschichtpause
Ging er auf und sie ging in ihm unter
Der Brigadier kam somit nicht zum Zuge
Und holt sich was aus der Verwaltung runter

Dabei war Fränkie doch an Chris vergeben
Was jeder wusste, aber keine juckte
Denn beide führten sie ein lockres Leben

Das Erich Mielke sorgsam überwachte
Indem er in der Eh’bettritze gluckte
Und mitschrieb, was Chris Doerk von Fränkie dachte


Beckert/Wolff 1993; unveröff.

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